Staatliche Subvention für Reparaturen

Ein neuer Gesetzesentwurf von Schwedens rot-grüner Regierungskoalition soll Reparaturen erschwinglicher und damit attraktiver machen.

Heutzutage ist es oft günstiger, ein defektes Produkt wegzuwerfen und zu ersetzen, als es reparieren zu lassen. Allerdings ist diese Wegwerfkultur verheerend für die Umwelt. Die Herstellung von neuen Produkten verbraucht Energie und andere Ressourcen und lässt die CO2-Ausstöße in die Höhe schnellen. Viele Produkte enden als Müll, obwohl man sie hätte reparieren und weiterbenutzen können. Vor allem Elektro-Produkte nehmen knappe Ressourcen in Anspruch und beinhalten oft schwer recyclebare und potentiell umweltschädliche Materialien, die teilweise aus Konfliktregionen stammen.

Das neue Gesetz würde die Umsatzsteuer für Reparaturen an alltäglichen Produkten wie Kleidung, Schuhen und Fahrrädern von 25% auf 12% senken, wie The Guardian berichtete. Noch dazu dürften Verbraucher in Zukunft die Hälfte der Arbeitskosten für die Reparatur von unterschiedlichen Geräten steuerlich absetzen. Laut The Independent hat Schweden seine CO2-Ausstöße seit 1990 um fast ein Viertel reduziert, und erneuerbare Quellen decken seinen Strombedarf zu 50% ab. Der innovative Entwurf würde nicht nur den Abfall in Schweden reduzieren, sondern auch die CO2-Emissionen und den Ressourcenverbrauch in Herstellerländern wie China. Noch dazu würde er die Reparaturbranche in Schweden stärken und dadurch Arbeitsplätze für neu Zugewanderte und Arbeitnehmer ohne akademische Bildung schaffen. Sollte das Parlament die Gesetzesvorlage annehmen, könnte sie Januar 2017 in Kraft treten. Damit würden die Schweden noch einmal eine Vorreiterrolle in Sachen Umwelt einnehmen.

In Deutschland hat der Gesetzgeber bisher auf die umweltgerechte Entsorgung vom Elektroschrott gesetzt. Seit dem Inkrafttreten des ElektroG2 sind Elektrohändler, deren Verkaufsfläche für Elektronik-Produkte mindestens 400m2 beträgt, zur Rücknahme von kleineren Altgeräten verpflichtet, egal wo diese gekauft wurden. iPhones und andere Smartphones dürfen locker unter der Grenze von 25 cm fallen, sodass Verbraucher sie ohne Weiteres zur sachgerechten Entsorgung abgeben können. Wie der SWR berichtete, haben Deutsche bisher nur ca. ein Drittel ihres Elektroschrotts richtig entsorgt.

Aber was ist mit Reparaturen? Letztendlich ist die Weiterbenutzung von vorhandenen Geräten noch besser für die Umwelt als die sachgerechte Entsorgung. Laut Umweltbundesamt fallen die meisten CO2-Ausstöße für Geräte wie Notebooks auf die Herstellung. Nutzer, die ihre eigenen Geräte reparieren, bezahlen nur die Ersatzteile. Aber auch diejenigen, die ihre Geräte von Fachleuten reparieren lassen statt neue zu kaufen, können Geld sparen. Derzeit zahlen deutsche Reparaturkunden mit 19% weniger Mehrwertsteuer als schwedische Kunden. Mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes würden aber Kunden in Deutschland 7% mehr Steuern auf Reparaturleistungen als diejenigen in Schweden zahlen. Auch bei der Einkommenssteuererklärung würden die Deutschen dann weniger Vorteile genießen: Derzeit dürfen Deutsche nur Reparaturen von Haushaltsgeräten absetzen, die bei ihnen zuhause repariert werden, und das nur zu 20%. Nur wer sein Mobilgerät beruflich benutzt, darf Reparaturen als Werbungskosten absetzen. Leider haben deutsche Politiker (noch) kein Pendant zur schwedischen Vorlage entworfen.

Auch ohne entsprechenden Gesetzesentwurf versuchen wir bei iDoc der Wegwerfkultur zugunsten der Umwelt und Verbrauchen entgegenzuwirken, bspw. indem wir kostenlose Reparaturanleitungen und Videos sowie die notwendigen Ersatzteile und Werkzeuge anbieten. Auch bei den Repair-Cafés setzen wir unser Fachwissen ehrenamtlich ein, um Besuchern bei der Reparatur ihrer eigenen Geräten zu helfen. Wir drücken den Schweden die Daumen und würden solche kreativen politischen Ansätze auch in anderen Ländern begrüßen.