Eco Rating: Bewertung der Smartphone-Nachhaltigkeit

Immer mehr Menschen legen auch beim Kauf eines Smartphones Wert auf Nachhaltigkeit. Bislang fehlte jedoch eine einheitliche Kennzeichnung zur Einschätzung von Umweltfreundlichkeit und Reparaturfreundlichkeit. Genau hier soll nun das Eco Rating ansetzen.

Inhalt

Was ist das Eco Rating?

Was wird bewertet?

Kritik

Französischer Reparaturindex als Vorreiter-Modell

Was ist das Eco Rating?

Das Eco Rating ist ein Label zur Kennzeichnung der Ökobilanz von Smartphones, das im Mai 2021 von fünf europäischen Mobilfunkanbietern ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es einerseits, dem Käufer durch ein einheitliches und objektives Bewertungssystem Orientierung bei seiner Kaufentscheidung zu bieten. Andererseits sollen durch das Label vor allem auch die Smartphone-Hersteller einen Anreiz haben, ihre Produkte umweltfreundlicher aber auch reparaturfreundlicher zu gestalten.

Was wird bewertet?

Die Daten, auf denen das Eco Rating basiert, werden von Mobilfunkanbietern mit Hilfe von Fragebögen (ca. 150 Fragen) bei den Smartphone-Herstellern erhoben. Mit den Fragen wird dabei der gesamte Lebenszyklus eines Smartphones (von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung) abgedeckt.

Die beste Ökobilanz hat ein Gerät dann, wenn es mit 100 Punkten bewertet wurde. Neben der Gesamtbewertung informiert das Eco Rating zusätzlich auch noch darüber, wie gut das Smartphone in den folgenden fünf Kategorien abschneidet:

  • Langlebigkeit (Robustheit, Akkulebensdauer, Garantiezeitraum)
  • Reparaturfähigkeit (Aufwand für Reparatur, Wiederverwert- und Erweiterbarkeit)
  • Recyclingfähigkeit (Zerlegbarkeit, Rückgewinnung von Materialien)
  • Klimaverträglichkeit (Treibhausgasemissionen über gesamtes Produktleben)
  • Ressourcenschonung (Menge an verwendeten Rohstoffen)

Mehr Details zur Methodik des Eco Rating findest du in diesem PDF.

Kritik

Das Konzept des Eco Ratings ist ein guter Ansatz, um mehr Menschen zu einer nachhaltigen Kaufentscheidung zu bewegen. Dennoch fehlen noch ein paar Punkte, um es zu einem wirklich sinnvollen und nutzerfreundlichen Rating zu machen:

Umständlicher Zugang

Nach einer stichprobenhaften Suche nach dem Eco Rating fällt das Ergebnis ernüchternd aus: Auf den Webseiten der teilnehmenden Smartphone-Hersteller ist das Label – jedenfalls derzeit – nicht zu finden. In der Regel muss also der Umweg über den Online-Shop des Mobilfunkanbieters genommen werden, um es überhaupt einsehen zu können.

Auch ein zentrales Rating-Register, in dem man sich einen Überblick über alle bisher bewerteten Geräte verschaffen kann, fehlt aktuell noch. Selbst auf der eigenen Website von Eco Rating sucht man danach vergebens. Ein niederschwelliger Zugriff auf Informationen sieht anders aus…

Keine Transparenz

Zwar sind die Bewertungskriterien des Eco Rating durchaus sinnvoll gewählt worden, die Darstellung der Bewertung bleibt aber leider viel zu vage. So kann der Käufer eines Smartphones nicht im Detail nachvollziehen, wie die Bewertung eines Geräts in den einzelnen Kategorien zustande kommt.

Ebenso wenig lässt sich die Gesamtbewertung nachvollziehen, da die entsprechenden Informationen nicht transparent zugänglich sind. Warum schneidet z. B. ein vermeintlich nachhaltigeres Fairphone am Ende genauso gut ab, wie ein Galaxy S21 ?.

Eco Rating | Galaxy | fairphone | Bewertung
Quelle: heise.de

Keine Verbindlichkeit

Ein weiterer großer Kritikpunkt: Die Teilnahme am Eco Rating bleibt freiwillig und ist daher für Hersteller nicht verbindlich. So nehmen z. B. Apple, Google und Sony bislang nicht daran teil. Und auch wenn sich ein Hersteller dazu entschließt, am Eco Rating teilzunehmen, ist er damit nicht automatisch verpflichtet, (alle) seine Geräte auch mit dem entsprechenden Label zu versehen.

Französischer Reparaturindex als Vorreiter-Modell

Damit das Rating wirklich brauchbar wird, müsste es einerseits für den Käufer besser nachvollziehbar gemacht werden. Andererseits dürfte es nicht nur auf der Freiwilligkeit der Hersteller beruhen, denn Freiwilligkeit schafft nur selten einen wirklichen Anreiz zur Veränderung. Damit die Kennzeichnung der Ökobilanz von Smartphones für die Hersteller verpflichtend wird, braucht es allerdings von der Politik vorgegebene Standards.

Gerade auf Bundesebene sieht es in Deutschland da allerdings noch ziemlich mau aus. Es wird auf Vorgaben der EU-Kommission gewartet, die aktuell an einem europaweit einheitlichem Reparierbarkeitsindex für Smartphones arbeitet. Dieser würde uns auch einen groß Schritt näher an ein allgemeines Recht auf Reparatur bringen.

So könnte es aussehen

Warum aber immer auf Brüssel warten? Frankreich ist da schon einen großen Schritt weiter als wir und geht mit seinem französischen Reparaturindex als gutes Beispiel voran. Dieser trat im Januar 2021 in Kraft und verpflichtet seitdem u. a. Smartphone-Hersteller auf nationaler Ebene, die Reparierbarkeit ihrer Produkte auf einer Skala von 1-10 zu kennzeichnen. 

Wie beim Eco Rating wird ein Smartphone auch hier in 5 Kategorien bewertet. Diese beziehen sich jedoch ausschließlich auf die Reparierbarkeit. Die Bewertung kann dabei sowohl beim Hersteller selbst, als auch beim Verkäufer niederschwellig eingesehen und transparent nachvollzogen werden.

Quelle: runder-tisch-reparatur.de

Außerdem bietet die Webseite des Reparaturindex eine zentrale Übersicht über bereits bewertete Geräte. So können die Verbraucher verschiedene Produkte unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit miteinander vergleichen. 

In Anlehnung an den französischen Reparaturindex, haben wir Anfang 2021 unsere Repair Review ins Leben gerufen. In dieser bewerten wir die Reparaturfreundlichkeit von Smartphones anhand verschiedener Bewertungskriterien.